YedoDie Pöppelhelden, eine unerschrockene Gruppe von dieses Mal 17 sympathischen Abenteurern, die sich wie immer am ersten Mittwoch des Monats in Hundsmühlen trafen, um hektisch einen Tempelausgang zu finden, um von der verbotenen Insel zu fliehen, um bei den Mayas das Zahnrad der Zeit zu drehen oder um an Ränkespielchen im alten Japan teilzunehmen.

1605 ist ein bedeutendes Jahr in Yedo, dem heutigen Tokio: Hidetada Tokugawa – wer kennt ihn nicht? Ebent! –; Herr Tokugawa also wird Nachfolger seines Vaters, Herrn Tokugawa senior, von Freunden Ieyasu gerufen, und lenkt als Shogun die Geschicke der Stadt. Die verschiedenen Clans in da hood versuchen nun, die Gunst von Tokugawa-San zu erschleichen, in dem sie fleißig Missionen erfüllen, die den Herrn glücklich machen. Allerdings mag er es am liebsten, wenn man sich für ihn die Hände schmutzig macht, ein gutes Standing erhält vor allem, wer sich an Diebstahl, Spionage, Attentat, Ent- oder Kriegsführung beteiligt. Es war eine raue Zeit im Yedo anno 1605 – und Politik war damals wie heute vor allem ein dirty business.

Jetzt geht's los: Noch ist es leer auf den Straßen Yedos, aber schon gleich drängeln sich die Diener auf dem von Franz Vohwinkel bombastisch gestalteten Spielplan.

Jetzt geht’s los: Noch ist es leer auf den Straßen Yedos, aber schon gleich drängeln sich die Diener auf dem von Franz Vohwinkel bombastisch gestalteten Spielplan.

Elf Runden entsenden wir unsere Diener in die Stadt, um für uns einzukaufen und Kontakte zu knüpfen und zu beten: An den Toren der Stadt quatschen sie Neuankömmlinge aus den ländlichen Regionen an und verpflichten sie flugs als neues Hauspersonal. In der Taverne zechen sie mit Handwerkern und Gartenbauern, um möglichst schnell einen Termin für einen Innenausbau des Eigenheims zu erhalten, wenn auch – ganz handwerkstypisch – zu horrenden Preisen. Im Hafen wird die Kollekte des christlichen Gotteshauses geplündert. Auf dem örtlichen Waffenmarkt hofft der gestandene Yedo-Ritter: Möge die Magd mit mir sein – und mir das Schwert bei Barzahlung mit drei Prozent Skonto verkaufen. Manchmal müssen sie in den Stadtvierteln aber auch einfach nur unsere geheimen Missionen erfüllen.

Möge der Markt mit mir sein, denkt sich der Yedo-Ritter beim Neuwaffenkauf. Sind die Metsubushi-Eier auch frisch, sind die Shuko, die Kastagnetten der Qual, auch gut verarbeitet? Und vor allem: Hat mir die Konkurrenz schon vor der Nase alles weggeschnappt?

Möge der Markt mit mir sein, denkt sich der Yedo-Ritter beim Neuwaffenkauf. Sind die Metsubushi-Eier auch frisch, sind die Shuko, die Kastagnetten der Qual, auch gut verarbeitet? Und vor allem: Hat mir die Konkurrenz schon vor der Nase alles weggeschnappt?

Es gibt also viele Möglichkeiten, allerdings, was die Sache reizvoll macht, auch viele Nöte und Zwänge. Anfangs geht es locker los, aber fast immer ist mindestens ein Stadtviertel gesperrt, zudem werden die Plätze zum Einsetzen der eigenen Dienerschaft im Laufe des Spiels immer umkämpfter, denn das eigene Personal wird ja im Laufe der elf Spielrunden, wie es gute Sitte ist, aufgestockt. Yedo verbindet dabei eine kleine Auktion mit dem Hauptmittel des Diener-Einsetz-Mechanismus, ein paar Ereigniskarten sorgen für Unberechenbarkeit – und gammelt das eigene Hauspersonal gerade in dem Stadtviertel herum, in dem der Nachtwächter seine Runde dreht, geht es, schwupps, sofort ins Gefängnis. Im Grunde ist es also wie Monopoly.

Die Missionen gliedern sich in die vier Schwierigkeitsgerade grün, gelb, rot und schwarz, erinnern mithin ein wenig an ein Skigebiet. Und während wir die grünen Aufträgen entspannt erfüllen, stellen die anderen Farben die Clanchefs schon bald vor Entscheidungsnöte. Da kann einem das Glück auch schon mal einen Streich spielen, obwohl die Spieldauer eigentlich Zeit genug lässt, dass sich dieses Element nivelliert. Es sei denn, einer erfüllt die Karte „Töte den Shogun“, dann ist das Spiel umgehend vorbei. Was zeigt, dass der Herr Tokugawa nicht übermäßig beliebt zu sein scheint, quasi der Philipp Rösler in Yedo ist, während wir die Brüderles, Hahns der Kubickis geben.

Wem es gelingt, dem Shogun ein Messer in den Rücken zu rammen, beendet das Spiel eventuell vorzeitig - muss dann aber auch den Parteivorsitz der FDP übernehmen (oder so ähnlich).

Wem es gelingt, dem Shogun ein Messer in den Rücken zu rammen, beendet das Spiel eventuell vorzeitig – muss dann aber auch den Parteivorsitz der FDP übernehmen (oder so ähnlich).

Elf Runden bedeuten aber auch: Der Ausflug nach Yedo ist kein Kurztrip, man sollte Zeit mitbringen, zwei bis drei Stunden gibt die Verlagskoalition aus Eggert und Pegasus an. Das funktioniert aber nur, wenn sich alle im alten Japan zu Hause fühlen. Andersherum kann sich das Intrigieren und Missionenerfüllen in nicht eingespielten Runden auch zäh anfühlen. Wer aber Arbeiter-Einsetz-Spiele mag, der wird seinen Spaß an dieser Optimierungsaufgabe haben. Die hall9000-Rezensenten und -Leser haben Yedo in der Vote-Zone nicht nur mit Traumnoten bedacht, im Jahresranking der Homepage landete es in der Kategorie „Liebstes großes Spiel“ hinter Terra Mystica und Mage Knight auf Platz drei. Das ist schon amtlich.

Zudem hat Franz Vohwinkel ein Prachtstück an Illustrationskunst abgeliefert. Die Optik ist opulent. Auch sonst haben sich alle Beteiligten große Mühe gegeben, den Erstling von Thomas Vande Ginste und Wolf Plancke atmosphärisch aufzuladen. Jeder Spieler ist Clan-Oberhaupt einer Familie, die wirklich in Japan wirkte, wie die altehrwürdige Samurai-Sippe der Maeda oder die Krieger-Dynastie der Toyotomi; der Trainingsraum ist ein Dojo, der Garten heißt Karesansui; auf dem Waffenmarkt kauft der werte Kunde Fukiya, Metsubushi oder Yumi ein. Kann sich zwar kein Mensch merken und nur die wenigsten sind vor dem Konsum von wohl temperiertem Sake zudem in der Lage, es flüssig und fehlerfrei auszusprechen, aber es bringt halt ordentlich Atmo rein. Das ist: sehr, sehr schön.

Übrigens: An diesem Freitag spielen die Pöppelhelden schon wieder, ab 20 Uhr in der Matthäus-Kirche in Hundsmühlen. Dann dürfte auch die heiß erwartete neueste Feld-Arbeit und als das Highlight des Jahres gehypte Bora Bora dabei sein. Das nicht nur von der Geek-Gemeinde als weiteres großartiges Werk von Stefan Feld schon jetzt im Netz gelobt wird, sondern auch andere Hausbewohner sofort in Entzückung versetzt hat:

Bora Bora wurde sehnlichst erwartet. Nicht nur die Geek-Gemeinde konnte es kaum noch abwarten, bis der Karton endlich geöffnet war.

Bora Bora wurde sehnlichst erwartet. Nicht nur die Geek-Gemeinde konnte es kaum noch abwarten, bis der Karton endlich geöffnet war.

Außerdem wurden gespielt: Der Hobbit: Eine unerwartete Reise, Der Widerstand, Die verbotene Insel, Escape – Der Fluch des Tempels, Gauntlet of Fools und Tzolk´in – Der Kalender der Maya