brainbox

Essen. Bob Dylan gewinnt den Literaturnobelpreis an diesem Tag. Das ist eine große Kunde, die auch noch einmal vor Augen führt, dass dies alles hier nur Geschreibsel sein kann. Zu einem Thema, das Meister Dylan bislang nicht einen einzigen Vers direkt und ohne technische Hilfe nur mit seiner Stimme ins Vinyl geknarzt hat: Gesellschaftsspiele. Kann man also an diesem Tag so tun, als wäre nichts gewesen, und das Internet weiterhin mit Belanglosigkeiten füllen. Kurz überlegt: Ja, geht schon noch.

Der Messe-Donnerstag begann mit einigen Pöppelhelden-Aufregungen. Dass einem Mitglied unseres elitären Ordens beim Einteigen ins Auto einfach die offene Tür fast weggefahren wird, ist ja eher selten. Einziger Trost: Es wurde niemand verletzt. Aber die Tür ist hin, da nützt auch kein Panzerband etwas. Und wenigstens war der Unfallfahrer, der sich erst aus dem Staub gemacht hatte (ohne seinen rechten Außenspiegel allerdings), so einsichtig nach rund 25 Minuten an den Ort des Geschehens zurückzukehren. Was nicht so hilfreich war: Unfallflucht begann er trotzdem, sein Führerschein wurde sofort beschlagnahmt.

Umso schöner, dass der vierte Mann, der im Fabrikat der Bayrischen Motorenwerke zur Messe mitfahren wollte und dann seinen eigenen Wagen doch noch anschmeißen musste -; schön war also, dass dieser junge Mann mit Verspätung zu Messe kam und dafür mit einem verzückenden Anblick belohnt wurde. Am Stand von MayOut beziehungsweise LookFair hatte sich eine Schlange gebildet. Die Massen waren gekommen, um sein Erstlingswerk zu kaufen: Die Kolonisten, dieses epische Werk, wie es der Verlag selbst nennt. Menschen wollten später ihre Spiele signiert haben, sie wollten Selfies mit dem Autor schießen. Also herzlichen Glückwunsch Tim für diesen Erfolg.

Ein wirklich schönes Schmankerl auf der Messe – in all dem Exit-Room-Hype, sind die Brainboxen in Halle 6. Haben wir auch gleich mal ausprobiert, wirklich großartig gemacht. Auch wenn es ein wenig kostet, sollten die, die an dem Stand vorbeipilgern anhalten und ihr Brain boxen lassen. Unter anderem gibt es das Rätsel, dass auch beim Kosmos-Journalistentreffen in Stuttgart zu lösen war, für das Karsten Grosser und ich rund dreißzehneinhalb Minuten benötigt haben. Wenn man mal eine Referenzzeit zum dran abarbeiten haben möchte.

Nun aber zu den Top drei des Donnerstags:

kilt-castle

Platz 3: Kilt Castle hat zumindest mich nach der ersten Partie wirklich angenehm überrascht. Natürlich ist es komplett abstraktes Gebieteerobern und gut in die Wertung bringen. Aber diese Denksportaufgaben entwickeln oft einen überraschenden Sog, auch wenn sie im Grunde eine dröge Angelegenheit sind. Was schön war: der Kartenmechanismus. Karten mit allen Spielerfarben werden immer um 90 Grad und im Uhrzeigersinn um den Plan gedreht. Das mit den 90 Grad ist wichtig bei den zweifarbigen Karten, denn die Farbe, die näher am Plan liegt, zeigt, wer zuerst beim Türmchenbauen dran ist. Immer, wenn eine Reihe leer gespielt ist, wird gewertet, wobei es wichtig ist, große zusammenhängende Gebietskörperschaften für sich einzunehmen. Wer der jeweilige Silberrücken im Hochbau ist, wird immer durch die oberste Etage des Turmes angezeigt. Bei mir blieb das Gefühl zurück, den Kartenmechanismus nicht ansatzweise so zu beherrschen, dass auch nur annähernd so etwas wie ein gutes Ergebnis herauskommen konnte. Also gern noch mal probieren und sehen, ob die Lust auf „Das nächste Mal drehe ich die Karten viel cleverer“ bestehen bleibt.

habitats

Platz 2: Habitats – da ist Corné van Moorsel ein ganz entzückendes Legespiel gelungen. Eins, das niedlich und herzerwärmend wegen der ganzen Tiere und vor allem der Cwali-typischen kleinen Porzellan-Derivat-Tierchen als Spielfiguren aussieht, aber auch spielerisch zu gefallen weiß. Einmal mehr basteln wir uns einen Tierpark, wobei es nicht darum geht, große Gruppen in Gehege zu sperren, sondern den Tieren ihren Lebensraum so zu gestalten, dass sie glücklich sind. Erst wenn an ihr Gehege die bevorzugten Biotoptypen wie Weideland, Urwald, See oder Steinwüste grenzen, sind sie so artgerecht gehalten, dass sie am Ende des Spiels Punkte bringen. Das wird schnell schwieriger, als man im ersten Moment denkt. Und schnell zeigt sich, dass es utopisch war, alle Tiere mit der Landschaftsgestaltung um die herum zu erfreuen. Habitats hat ein paar Schwächen, wie die Plättchen mittels der niedlichen Tierchen ausgewählt werden, aber im Großen und Ganzen waren wir von unseren zwei Partien sehr, sehr angetan. Gern mehr.

icecool

Platz 1: Icecool. Der Name sagt es schon: It’s cool, man. Es ist ein wirklich spaßiges Flipsen. Kein Tiefgang, kein Hirn nötig, sondern einfach nur ein lockeres Zeigefingergelenk, mehr braucht es nicht. Und schon die ersten Runden am Amigo-Stand zeigten, dass mit etwas Top Spin auch mehr als eine Tür von unseren kleinen Pinguinen durchschlittert werden können. Alles eine Frage der Technik. Oder aber des Glücks. Ist aber auch egal, einfach jeden gelungenen Shot als mühsam antrainierte Meisterschaft verkaufen. Das reicht schon.

potion-brew

Flop des Tages: Potion Brew. Vielleicht haben wir ein wichtiges Detail übersehen, mit dem alles viel besser gelaufen wäre. Aber davon ist nach derzeitigem Erkenntnisstand nicht auszugehen. Die Art und Weise, wie beispielsweise per Zufall neue Karten auf die Hand der Spieler gekommen, ist nur unnütz kompliziert, einfaches Kartennachziehen hätte es schneller und besser gekonnt. So brachen wir ab, weil alle meinten: laaaaaaaaaaangweilig.

Der Rest des Tages wieder als Fotolovestory:

Carcassonne Amazonas: Es geht weiter around the world. Mit den Landschaften, die sich nur am Fluss entwickeln, ein schönes neues Legegefühl, schöne Wertungsmechanismen. Nicht ganz so schön wie Südsee, aber deutlich besser als Goldrausch.

Carcassonne Amazonas: Es geht weiter around the world. Mit den Landschaften, die sich nur am Fluss entwickeln, ein schönes neues Legegefühl, schöne Wertungsmechanismen. Nicht ganz so schön wie Südsee, aber deutlich besser als Goldrausch.

Cuboro Tricky Ways. Die Murmel soll über möglichst weite Strecken in ihre Garage rollen - aber mehr als drei Züge zum Umbau der Bahn gibt es nicht. In der einfachen Variante schon fordernd, mit Einbeziehung der Tunnel richtiger Denksport.

Cuboro Tricky Ways. Die Murmel soll über möglichst weite Strecken in ihre Garage rollen – aber mehr als drei Züge zum Umbau der Bahn gibt es nicht. In der einfachen Variante schon fordernd, mit Einbeziehung der Tunnel richtiger Denksport.

Donkey Derby. Ein kleines Eselsrennen mit Wetten darauf, welcher I-Ah als Erster durchs Ziel hoppelt. Niedlich. Schön für Kinder. Für Große gibt es Besseres im Rennsportsegment.

Donkey Derby. Ein kleines Eselsrennen mit Wetten darauf, welcher I-Ah als Erster durchs Ziel hoppelt. Niedlich. Schön für Kinder. Für Große gibt es Besseres im Rennsportsegment.

Dr. Eureka: Drei Reagenzgläser, sechs Kugeln, ein paar Aufgaben, wie sie gemischt werden sollen. Hektisch. Knobelig. Und tatsächlich richtig lustig. Zudem mit riesigem Trinkspielpotenzial.

Dr. Eureka: Drei Reagenzgläser, sechs Kugeln, ein paar Aufgaben, wie sie gemischt werden sollen. Hektisch. Knobelig. Und tatsächlich richtig lustig. Zudem mit riesigem Trinkspielpotenzial.

Gämsh Alpin: Ein traditionelles Schweizer Kartengeschwurbel. Es geht darum, einen Vierling durch wildes Tauschen mit der Auslage zu sammeln. Und dann dem Partner klar zu machen, wenn man es geschafft hat, damit der Gämsh sagt. Sieht zumindest gut aus. Und das Spiel endet am besten dann, wenn die Steingutflasche mit dem Enzian-Schnaps leer ist. Gute Regel. Der Rest: War nicht unseres.

Gämsh Alpin: Ein traditionelles Schweizer Kartengeschwurbel. Es geht darum, einen Vierling durch wildes Tauschen mit der Auslage zu sammeln. Und dann dem Partner klar zu machen, wenn man es geschafft hat, damit der Gämsh sagt. Sieht zumindest gut aus. Und das Spiel endet am besten dann, wenn die Steingutflasche mit dem Enzian-Schnaps leer ist. Gute Regel. Der Rest: War nicht unseres.

Geistesblitz Spooky Doo: Ich konnte ja das alte Geistesblitz nur so mittel bis gar nicht. Aber großartiger Spaß ist es trotzdem. Und auch jetzt, als neuer Hut, sozusagen. Denn der rote Fez, der über die Maus, die Tonne, die Flasche oder das Gespenst gestülpt wird. Das verspricht: jede Menge Fetz. Aber ich kann es immer noch nicht besser.

Geistesblitz Spooky Doo: Ich konnte ja das alte Geistesblitz nur so mittel bis gar nicht. Aber großartiger Spaß ist es trotzdem. Und auch jetzt, als neuer Hut, sozusagen. Denn der rote Fez, der über die Maus, die Tonne, die Flasche oder das Gespenst gestülpt wird. Das verspricht: jede Menge Fetz. Aber ich kann es immer noch nicht besser.

Ice Cult: Arktis als neues Megathema, wie schon bei Icecool? Wie auch immer, diese Eiswürfeldreherei ist zwar auch nett ausgedacht, aber auch ein bisschen behäbig.

Ice Cult: Arktis als neues Megathema, wie schon bei Icecool? Wie auch immer, diese Eiswürfeldreherei ist zwar auch nett ausgedacht, aber auch ein bisschen behäbig.

Scheiß drauf: Ein hektisches Abwerfspiel, immer in der Reihenfolge: Toilette, Haufen, Papier, Hände waschen. Und natürlich machen ihre Karten auf einen Haufen. Bruaharhar. Wer die Runde verliert, darf sich eins der fünf kleinen Häufchen-Hütchen auf den Kopf setzen. In der Modewelt auch Chapeau Kack bekannt.

Scheiß drauf: Ein hektisches Abwerfspiel, immer in der Reihenfolge: Toilette, Haufen, Papier, Hände waschen. Und natürlich machen ihre Karten auf einen Haufen. Bruaharhar. Wer die Runde verliert, darf sich eins der fünf kleinen Häufchen-Hütchen auf den Kopf setzen. In der Modewelt auch als Chapeau Kack bekannt.

X nimmt!: Der neue Mechanismus mit der eigenen Auslage, in der eine der Karten, die genommen werden mussten, abgelegt wird, und der Idee, den Rest der Karten aus der vollgelaufenen Reihe erst auf die Hand zu nehmen und wieder ausspielen zu müssen, fühlt sich im ersten Moment schon mal verdammt gut an.

X nimmt!: Der neue Mechanismus mit der eigenen Auslage, in der eine der Karten, die genommen werden mussten, abgelegt wird, und der Idee, den Rest der Karten aus der vollgelaufenen Reihe erst auf die Hand zu nehmen und wieder ausspielen zu müssen, fühlt sich im ersten Moment schon mal verdammt gut an.

Yeti: Der Himalaya sieht natürlich verdammt gut aus. Aber ein neuer Gipfel unter den Würfelspielen ist es nicht. Trotzdem: Es ist so gefällig, dass wir immer mal wieder mitspielen würden.

Yeti: Der Himalaya sieht natürlich verdammt gut aus. Aber ein neuer Gipfel unter den Würfelspielen ist es nicht. Trotzdem: Es ist so gefällig, dass wir immer mal wieder mitspielen würden.