Dieses Cover! Es sieht aus wie Werbung für eine computeranimierte Nervserie aus der Kinderbespaßung eines ganz nach hinten programmierten Privatsenders. So stand Mein Traumhaus auf meiner Ignorama-Liste. Was für ein Fehler.

Nun ist das Ausstatten einer Stadtvilla von der Stange – alle Häuser haben denselben Grundriss – keine besonders herausfordernde Aufgabe, aber eine, die sich positiv anfühlt, weil in zwölf raschen Runden dank der wundervollen Raumkarten etwas Sehenswertes entsteht. Es lohnt sich übrigens, die Räume zu entdecken. Was dazu führt, dass ich triebgesteuert einrichte. Wenn in der Garage ein DeLorean parkt, will ich den haben. Genauso wie das Kinderzimmer mit der Tür nach Narnia. Oder das Wohnzimmer mit Zug um Zug auf dem Tisch. So was macht Laune.

Um Mein Traumhaus zu perfektionieren, wähle ich in jeder Runde einen Raum plus eine Spezialkarte, zum Beispiel mit Dach, das umso wertvoller wird, wenn es am Ende aus vier Karten einer Pfannencharge besteht. Ich engagiere Helfer wie den Lieferanten, der am Schluss einen neuen Raum bringt, und finde hilfreiche Werkzeuge oder Punkte bringende Dekorationsgegenstände wie die Soft-Eis-Maschine, die eine Katalogkochzeile erst in eine Traumhaus-Küche verwandelt.

Mein Traumhaus sind zwölf kleine, manchmal sogar knifflige Entscheidungen: Baue ich schnell eine Garage ins Untergeschoss? Denn obere Zimmer dürfen erst angegangen werden, wenn die Räume darunter fertig sind. Aber für den DeLorean geht mir ein Badezimmer durch die Lappen – und eins in jedem Obergeschoss steigert meine Chancen auf den Sieg im Wohngebiet-Wohlfühl-Wettbewerb.

Vor allem wenn ich hinten sitze, fehlt mir die Auswahl, weil andere Bauherren das Beste schon weggeschnappt haben. Also will ich vorne hocken, muss für das Startspieler-Staffelholz aber auf eine Spezialkarte verzichten. Toll ist der Tiebreaker: Wer mehr Kinder in seinen Räumen findet, gewinnt. Mein Traumhaus ist ein optimales Familien-mit-Kindern-Spiel, es ist wie ein perfekter Blaubeermuffin.

Mein Traumhaus von Klemens Kalicki, 2017 bei Pegasus Spiele GmbH für 2 bis 4 Spieler ab 8 Jahren, detailverliebt illustriert von Bartłomiej Kordowski; Dauer: circa 35 Minuten; Preis: rund 25 Euro; Einstieg: mittel

In unserer Reihe Auf einen Caffè corretto mit … spielen André und Andreas in einer Frühstückspause pro Woche ein kleines Spiel für den Hunger zwischendurch. Dabei kommen nicht immer fundierte Bewertungen, sondern auch Beschreibungen von brutal subjektiven, aber deswegen vielleicht auch irgendwie korrekten Bauchgefühlen heraus. Zuletzt: Twentyone.