Merchant of VenusAn diesem Mittwoch, dem 03.01.2013, unserem ersten Spieletreffen im neuen Jahr trafen sich 20 Spieler und Spielerinnen um gemeinsam das neue Jahr anzuspielen. Wie versprochen, kam ich dieses mal auch zu meiner Partie des Spieleklassikers Merchant of Venus (MoV). Ich wollte das alte MoV von Avalon Hill einmal anspielen, zum einen, weil es sich um einen Brettspielklassiker handelt, der noch immer mit Rekordpreisen von weit über 100 Euro gehandelt wird und zum anderen, um zu überlegen, ob ich mir die ebenfalls teure Neuauflage zulegen möchte. Aber zurück zum Klassiker.

Das erste was einem beim Klassiker von 1988 auffällt, ist das typische Ende 70er bis 80 Jahre Spielmarkendesign (Token). Die Token bestehen zumeist aus sehr kleinen minimalistischen und mit Nummern und kryptischen Buchstaben versehenen Pappplättchen und nicht wie heute gewohnt aus dickerer Pappe mit entweder schönen Bildern oder logischen Pictogrammen. Weitere Beispiele für diese Art der Token findet man unter anderem beim Klassiker von 1979 Magic Realm und den Spielen der Zeitschrift ARES aus dieser Brettspielperiode.

Detailaufnahme des Spielmaterials - Merchant of Vernus

Detailaufnahme des Spielmaterials – Merchant of Vernus

Bei MoV handelt es sich um ein Pick-up and Deliver Spiel (Aufsammeln/Kaufen und Liefern/Verkaufen), welches nach Markus Aussage, auf den klassischen Dreieckshandel der Kolonialzeit beruht. Dies bedeutet Waren von Europa nach Afrika schiffen, dort dann Sklaven einladen und ab nach Amerika und anschließend mit Baumwolle, Tabak etc. zurück nach Europa. Ähnlich funktioniert das auch bei MoV, denn es gibt 12 unterschiedliche Völker die jeweils eine Warenart anbieten. Die Völker haben alle einen individuellen Namen und die umständlichen Nummer 1a, 1b, 2, 3, 4a, 4b, 5, 6, 7, 8, 9a, 9b, 10. Die Waren, die man bei einem Volk gekauft hat wird man aber nicht überall wieder los. Kauft man z.B. bei Volk 3 ein, kann man diese Waren nur bei den Völkern 4, 5, 6, 7 wieder verkaufen, also den nächsten vier Ziffern. Bei 12 Völkern erkennt man schnell den Dreieckshandel, denn 12:4=3 ;).

Um mit den Völkern handeln zu können, müssen diese erst auf der Sternenkarte mit den unterschiedlichen Planeten entdeckt werden. Dazu fliegt man zu einem der Planeten und deckt den Völker Token auf. Dieser gewährt dem Entdecker einen bestimmten Geldbetrag als Gutschrift, den dieser aber nur bei diesem Volk einsetzen kann. Meistend reicht der Betrag aus, um seine ersten Waren zu erwerben und mit diesen dann weitere Planeten anzufliegen, in der Hoffnung ein Volk zu entdecken, bei dem man seine Waren wieder los wird. So baut man sich im Laufe des Spiels eine Handelsroute auf, mit der man sein Reichtum mehrt. Um nicht andauernd auf den Planeten zu landen und den Handelsbeschränkungen unterworfen zu sein (nur ein Kauf und ein Verkauf nach dem Landen) baut man sich im Laufe des Spiels Handelstationen in den Orbit der Planeten. Dies ermöglicht es einem beliebig viele Waren zu kaufen und verkaufen und der Besitzer der Station erhält 10% des Umsatzes von der Bank :D. Des Weiteren kann man bei jedem Volk eine Fabrik bauen, die einem bessere Waren produziert und einem zusätzliches Geld einbringt beim Handeln. Zusätzlich kommen im Laufe des Spiels Passagiere hinzu, die zu einem bestimmten Volk transportiert werden wollen oder Nachfrage Token, die beim Verkauf einen zusätzlichen Bonus auf den Erlös geben. Auf seinen Reisen kann man auf einigen Felder auf Begegnungen unterschiedlicher Art treffen und manchmal findet man auch Artefakte längst untergegangener Zivilisationen. Sollte einem die Reise in seinem kleinen Schiff zu langsam sein, oder der Platz reicht einfach nicht mehr aus für die ganzen Waren, kann man sich eines der drei weiteren Schiffe auf den verschiedenen Planeten kaufen.

Spielsituation Merchant of Venus

Spielsituation Merchant of Venus

Gespielt wird MoV bis ein Spieler einen bestimmten Betrag erreicht, in unserem Fall waren das 2000$. Markus hat als erstes ein Volk mit der teuersten Ware im Spiel gefunden, die er sich mit dem Gutschein auch gerade leisten konnte. Dirk und ich haben uns ein wenig in den galaktischen Nebeln verloren, so dass wir von Anfang an in Hintertreffen gegenüber Markus geraten sind. Wir kamen erst sehr langsam ins Spiel so dass Markus einen beachtlichen Vorsprung erwirtschaftet hat. Wir konnten ein wenig aufholen, aber am Ende war Markus der eindeutige Gewinner (Markus 2000+$, Robert 1650+$, Dirk ca. 1200+$).

MoV ist ein Transportspiel, welches durch Begegnungen und Navigationshindernisse den Warentransport vereinfacht bzw. erschwert. Durch geschicktes Platzieren seiner eigenen Stationen kann man für steten Geldnachschub sorgen, auch wenn man gar nicht am Zug ist. Die zusätzlichen Erweiterungen wie Piratenbegegnungen oder das Bekämpfen der anderen Mitspieler haben wir ausgelassen, was zum Kennenlernen auch ganz gut war. MoV klingt am Anfang kompliziert, hat man es aber ein paar Runden gespielt, findet man sich schnell zurecht. Gewöhnungsbedürftig sind die kleinen Token, die überall herumfliegen und kleine Zahlen anzeigen, die man dann in seine Handelsrouten einbauen muss. Mittlerweile habe ich mir die Neuauflage geholt und gespielt und muss sagen, dass mir das Meterial und auch die Änderungen von FFG sehr gut gefallen und ich die Neuauflage bevorzugen würde, vor allem weil die Neuauflage das alte Spiel im neuen Mantel enthält.

Außerdem wurden gespielt: 7 Wonders, Ghost Stories, Ginkgopolis, Love Letter, Pinguin Party, Rondo, Shark Attacks und Tzolk´in – Der Kalender der Maya