Herne/im Mai. Es war so knapp für Bodo. In Herne, beim Finale der Deutschen Mannschaftsmeisterschaft im Brettspiel, stand Bodo mit seinem Team „Eiswürfel 1“ ganz dicht vor der großen Sensation, sie waren so nah dran am Pott, sie konnten ihn quasi schon fühlen, ihn riechen, ihn schmecken. Aber wie es manchmal so läuft: Ein Moment der Unachtsamkeit reicht aus, eine kleine Nachlässigkeit, eigentlich kaum der Rede wert. Eigentlich. Denn so wurde es für das Team aus Krefeld nur der dritte Platz. Aber was heißt hier „nur“? Das ist natürlich ein großartiger Erfolg, zumal die niedrigste Stufe auf dem Siegertreppchen auch einen Startplatz bei der Europameisterschaft, die in Essen ausgespielt wird, bedeutet. Riesigen Glückwunsch also von Bodos Sparringspartnern von den Pöppelhelden.
Aber was war geschehen? Nun, es passierte ausgerechnet bei einem Leichtgewicht. In jener Partie Augustus ging es Bodo nämlich so ein klein wenig wie einst Frank Mill. Wir erinnern uns: Der Stürmer trug an jenem Nachmittag im August 1986 das erste Mal das Trikot von Borussia Dortmund. Saisonauftakt im Münchener Olympiastadion gegen die Bayern. Mill hatte die gesamte Abwehr der Gastgeber ausgetrickst, die Abseitsfalle schön ins Leere laufen lassen, dann umkurvte Mill auch noch Torwart Jean-Marie Pfaff und trabte allein aufs Tor zu. Es waren nur noch Mill, der Ball, das Tor da. Mill, Ball, Tor – sonst nichts. Bis auf: der Pfosten, gegen den Mill den Ball drückte. Es war desaströs für ihn. Er war zu schnell für den Ball, hat Mill dann später mal gesagt. Er konnte ihn nicht mehr richtig kontrollieren.
Bodo kennt dieses Gefühl jetzt. So dicht davor – aber dann war er in der entscheidenden Sekunde nicht ganz konzentriert. Er war, um in der Sprache Frank Mills zu bleiben, zu schnell für das Bonusplättchen. Bei der DM gibt es keine Gnade, keine Mitspieler, die in geradezu großmütterlicher Güte sagen „Ach, dann nimm das Plättchen doch noch“ und der kleinen vergesslichen Schlabberbacke dann noch aufmunternd in die Wange zwicken, auf das sie ganz rot wird. So wie es 1986 keine Stadionordner gab, die geistesgegenwärtig das Tor ein Stück zur Seite rückten, auf das Mill ein Tor erzielte, so gab es 2013 niemanden, der Bodos Malheur verhinderte. Beim Römer-Bingo hatte er gerade die sechste Karte erledigt und damit das Anrecht auf das Zehn-Punkte-Plättchen erworben. Dieses Plättchen wäre der Sieg gewesen, ein immens wichtiger Sieg auch für das Team. „So war ich Zweiter mit einem Punkt Rückstand. Ansonsten wäre ich Erster mit neun Punkten Vorsprung gewesen“, erklärt Bodo selbstkritisch (und arithmetisch korrekt). Aber es sind ja genau diese Kleinigkeiten, die Spiele entscheiden, die zwischen himmelhochjauchzend und verschämten Grinsen, dem Gute-Mine-zum-bösen-Spiel-Machen, liegen.
Und noch ein zweiter Patzer unterlief dem Neu-Brettspiel-Bronzemedaillen-Besitzer aus der Wesermarsch, ausgerechnet auch noch zurückzuführen auf einen Trainingsfehler bei Kniffel – Das Kartenspiel. „Ich hatte die spezielle DM-Tiebreaker-Regel nicht intus, sonst hätte ich das alleine gewonnen – so war es nur ein geteilter erster Platz.“ Von wegen, geteilte Freude ist doppelte Freude. Zumal: „Allein ein bis zwei der drei insgesamt verschenkten Punkte hätten für den DM-Titel gereicht.“
Aber egal, jetzt fahren die „Eiswürfel“ zur EM. Wenn es nach Bodo geht, dürfen Rialto und Keyflower gern im Programm bleiben, wenn es nach einigen seiner engsten Trainingspartnern (hallo Bettina!) geht, dürfen aber auch diese beiden Spiele gern ausgetauscht werden. Die Pöppelhelden stehen natürlich für weitere Sparringsrunden bereit – und die Presslufttröten für die Finalspiele bei den Spieltagen im Oktober sind schon prall gefüllt.
Neueste Kommentare