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Was wird bei uns eigentlich gespielt?

Erklärtes Spiel

Es muss ja nicht immer Mau-Mau, Memory, Mensch ärgere Dich nicht oder Monopoly sein, es darf doch ruhig auch mal Catan, Carcassonne, Camel Up oder Codenames geben. Die Welt der analogen Spiele hat schließlich so viel zu bieten.

Zwei Mal im Monat stellen die Pöppelhelden allen, die Lust auf eine Partie haben, spannende Neuerscheinungen und moderne Klassiker in Hundsmühlen vor. Das Gute für alle Besucher: Jeder, der Lust hat, kann einfach dazustoßen, denn alle Spiele werden von erfahrenen Spielern erklärt, mühsame Regellektüre entfällt also und Vorwissen ist schon gleich gar nicht nötig.

Bei den Pöppelhelden wird dabei verspielte Diversität großgeschrieben: Gehobene Strategiespiele kommen genauso auf den Tisch wie lustige, schnell gespielte Karten- und Würfelspiele. Gespielt wird, was Spaß macht. Gern dürfen auch eigene Spiele mitgebracht und vorgestellt werden – und vielleicht bekommt man ein Spiel, das schon länger im Schrank Staub angesetzt hat, erklärt und kann es direkt live erleben.

Der Wert des Spiels

Dass moderne Gesellschaftsspiele viel mehr als nur Kinderkram sind, zeigen zahlreiche Initiativen. Das Land Thüringen hat im Sommer 2024 die „Deutschen Brettspielkultur“ auf die Landesliste des Immateriellen Kulturerbes der UNESCO gesetzt.

Zurzeit formiert sich die bundesweite Initiative „Schule und Spiel“, um Spiele als Unterrichtsmedium stärker ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zu rücken; parallel startete in Hamburg mit dem Schuljahr 2024/25 die erste Brettspiel-Klasse.

Auch aktuelle Zahlen belegen: Deutschland ist ein Land der Spiele, wie der Branchenverband Spieleverlage e.V. mitteilt: „Laut einer repräsentativen Onlinebefragung bei 3000 Menschen ab 18 Jahren durch die GfK in Deutschland gaben 13 Prozent der Befragten an, dass sie wenigstens einmal in der Woche zu Karten- und/oder Gesellschaftsspielen greifen. Vor genau zehn Jahren waren es lediglich acht Prozent. 53 Prozent der Befragten gaben außerdem an, dass sie gerne häufiger spielen würden.“

Offener Spieleabend der Pöppelhelden für alle: jeden ersten Mittwoch und dritten Freitag eines Monats um 19.30 Uhr, Matthäus-Gemeindehaus


Auf einen Caffè corretto mit … Wettlauf nach El Dorado

Im Grunde meines Herzens bin ich ein nerdiger Zwölfjähriger. Denn: Ein Indiana-Jones-Hut als Startspielermarker? Wie geil ist das denn? Mit anderen einen Dschungel erforschen, der von Gewässern, Gebirgen, Geröll und Gedörf durchzogen ist? So cool!

Das Setting stimmt also. Der Rest aber auch. Dabei hatte ich den guten alten Dr. Knizia nur noch als Rentier mit dem Hobby Drittverwertung gesehen. Aber die alten Männer und ihr Spätwerk: Goethes „Faust II“, Dylans „Love and Theft“, Milberg Erzähler bei den ???. Dabei hat Knizia vor allem klug geremixt: Ein kartengetriebenes Wettrennen plus Deckbuilding klingt erstmal nicht so fetzig. Aber es funktioniert richtig gut.

Unser Grundgerüst ist eine achtköpfige Karten-Crew, vier davon haben wir pro Runde zur Hand: um zu laufen, um zu kaufen. Will ich beispielsweise in den spärlich bewachsenen Dschungelpfad Stufe eins einbiegen, reicht der entsprechend starke Forscher noch. Später kommen aber Wald-, Wasser- oder Weiler-Wege, auf denen Schluss mit Spaziergang ist. (continue reading…)


Auf einen Caffè corretto mit … Mein Traumhaus

Dieses Cover! Es sieht aus wie Werbung für eine computeranimierte Nervserie aus der Kinderbespaßung eines ganz nach hinten programmierten Privatsenders. So stand Mein Traumhaus auf meiner Ignorama-Liste. Was für ein Fehler.

Nun ist das Ausstatten einer Stadtvilla von der Stange – alle Häuser haben denselben Grundriss – keine besonders herausfordernde Aufgabe, aber eine, die sich positiv anfühlt, weil in zwölf raschen Runden dank der wundervollen Raumkarten etwas Sehenswertes entsteht. Es lohnt sich übrigens, die Räume zu entdecken. Was dazu führt, dass ich triebgesteuert einrichte. Wenn in der Garage ein DeLorean parkt, will ich den haben. Genauso wie das Kinderzimmer mit der Tür nach Narnia. Oder das Wohnzimmer mit Zug um Zug auf dem Tisch. So was macht Laune.

Um Mein Traumhaus zu perfektionieren, wähle ich in jeder Runde einen Raum plus eine Spezialkarte, zum Beispiel mit Dach, das umso wertvoller wird, wenn es am Ende aus vier Karten einer Pfannencharge besteht. Ich engagiere Helfer wie den Lieferanten, der am Schluss einen neuen Raum bringt, und finde hilfreiche Werkzeuge oder Punkte bringende Dekorationsgegenstände wie die Soft-Eis-Maschine, die eine Katalogkochzeile erst in eine Traumhaus-Küche verwandelt. (continue reading…)


Auf einen Caffè corretto mit … 21 – Twentyone

Nanu? War der Schnaps alle? Die Frage haben sich viele gestellt, weil hier so lange Spielstille herrschte. Aber wir sind Profis. Wir haben immer Schnaps. Und außerdem musste Andreas noch Texte für die neue – Achtung: Lesetipp – „Spiel doch!“ schreiben.

Nach der kleinen Kunstpause stellten wir erschreckt fest: Die coolen Kunstwörter mit Q – sie sind alle. Das ist die schlechte Nachricht für Freunde von Qwixx und Qwinto. Auch die Titelgrafiken mit hyperrealistischer Spielblock-Illu – passé. Wenigstens die Tradition des nicht zündenden Untertitels lebt mit „Weil’s einfach Spaß macht!“ fort. Ansonsten haben sie beim NSV mit Twentyone aber viel richtig gemacht.

Gut, die Kniffeligkeit eines Qwixx hat Twentyone nicht. Und diese herausragende More-Sophisticadigkeit von Qwinto auch nicht. Es ist im Klub der Benndorf-Staupe-Würfelspiele eher der reine Glücksritter. Alle wollen so schnell wie möglich ihre fünf Reihen schließen. In jeder ist einer der sechs farbigen Würfel einmal abgebildet, immer mit einer anderen Augenzahl. Dieser Wert gibt an, welches Ergebnis höchstens eingetragen werden darf. Alles, was niedriger ist, geht auch – aber wir wollen perfekte Treffer, weil sie Kreuzchen bringen, das twentyone-Äquivalent zur Fleißbiene in der ersten Klasse. Viele Kreuzchen sind viele Bonuspunkte. Das ist schön. (continue reading…)


Auf einen Caffè corretto mit … Habitats

Willkommen zum VHS-Kurs Zoo-Bau. Unser Thema heute: Vergesellschaftung, also Wohngemeinschaft von Giraffe, Zebra, Schuhschnabel und Co. Unser Zoo in Habitats nun soll Tieren die besten Lebensräume bieten, dafür wird ohne Rücksicht auf Sym- oder Antipathien vergesellschaftet.

Ein Beispiel: Der Löwe schätzt reichlich Gras und einen Wald in der Nachbarschaft. Das Zebra wiederum will Gras, Wasser und Trockenland. Der schwarz-weiße Unpaarhufer passt also perfekt zum Löwen und vice versa. Nur: Wenn zwei, die sich in der Nahrungskette so nahe stehen, im Zoo zusammenziehen, wird zumindest einer nervös. Aber egal, wir wollen ja nur spielen. (continue reading…)


Auf einen Caffè corretto mit … Tiefseeabenteuer

In der Sekundärliteratur steht: „Novizen in ihrem ersten Tauchgang dürfen als sicherer Wert für die Wasserleichenstatistik verbucht werden.“*1
Die Forschung erkennt aber auch Lernkurven. Wenn alle ständig absöffen, wäre Tiefseeabenteuer irgendwie blöd. Nun: Der eine lernt schneller. Der andere bleibt chronisch Ertrinkender.

Aber: Erstmal ins Wasser gehopst, zieht es mich in die Tiefe. Auf der Suche nach meinem Schatz. Auch wenn André schon seine Rückkehr signalisiert und am gemeinsamen Sauerstoff-Schlauch zupft, der an diesem winzigen Tank klebt, der nur 25 Atemzüge hält. Die O2-Vorräte sind läppisch. Wer es nicht rechtzeitig zurück in den U-Klapperkasten schafft, schließt seinen Frieden mit dem Schöpfer – Boot oder tot.

Tiefseeabenteuer ist eins dieser typischen asiatischen Mikro-Spiele: wenig Material, winzige Schachtel, witzige Spiele. Es geht rein um den Zock, darum, den Rest der tumben Tauchgesellschaft in den Exitus durch Ersaufen zu psychologisieren. Das ist schäbig, aber spaßig. Der kluge Regiekniff dahinter: Jeder entscheidet sich vor dem Würfeln, in welche Richtung es geht, nach unten oder zurück. Wer sich einmal für die Rückkehr entschieden hat, dreht nicht wieder um. (continue reading…)


Auf einen Caffè corretto mit … Carcassonne. Über Stock und Stein

Kommen wir zu den großen Fragen des postfaktischen Zeitalters: Kann man zu viele Star-Wars-Filme drehen? Nö. Kann es zu ausgefallene Rezepturen für Bertie Botts Bohnen geben? Niemals. Kann Hans im Glück den Bogen mit immer neuen Carcassonne-Klonen überspannen? Nein. Doch! Ooooh!

Ich gebe zu: Ich bin befangen. Ich oute mich mal, das soll ja der Seelenhygiene dienen. Also: Hallo. Mein Name ist Andreas. Ich bin Carcassonne-Fanboy. Ich giere nach Neuem, Erweiterungen, Give-Aways. Aber ich gebe zu: Nicht jeder Klon glückt, auch Reproduktions-Profis wie Klaus-Jürgen Wrede mixen manchmal schale Aminosäuren-Cocktails wie Mayflower, Amazonas, die Katapult-Erweiterung zusammen. In diesem Fall ist es glücklicherweise anders.

Dabei ist Über Stock und Stein eine Kooperation der Hansimglückler mit dem bayrischen Staatsministerium für Gesundheit und Pflege, was so viel Spaß wie schuppiger Hautausschlag verspricht. Aber offenbar haben sich die Ministerialen nicht eingemischt. So ist ein wirklich charmanter und einstiegsfreundlicher Cousin ersten Grades erschaffen worden, der die Qualitäten des Urahns in sich trägt, von dessen kantigen Charaktereigenschaften aber so gut wie nichts abbekommen hat. (continue reading…)


Auf einen Caffè corretto mit … Kingdomino

kingdominoGeht‘s noch? Jetzt treffen sich die feinen Filous nur noch zu Filterkaffee und Feuerwasser? Und um das zu kaschieren, werden Pseudo-Partien Domino als Deko missbraucht? Was soll da als nächstes kommen: Shopping Queen. Das Würfelspiel? Sapperlot, diese narrischen Saupreißn, japanische!

Zu unserer Verteidigung: Es schmeckt halt so gut. Und es war K-I-N-G-domino. Typisch Lügenpresse! Kingdomino ist wirklich wunderbar. Und so richtig viel Domino ist es gar nicht.
Die Plättchen sind rechteckig und zeigen zwei Landschaften. Okay.
Beim Bauen muss eins der Gebiete passend angelegt werden. Okay.
Es gibt sechs Territorien-Arten. Okay.
Aber mehr zeigt der Vaterschaftstest nicht an.

Kingdomino hat einen großen Vorteil: Ich mag das Kontemplative von Legespielen. Ich genieße es, wenn ich beim Kataster-Klöppeln mein eigenes Königreich kreiere. Naturgemäß geht es in diesem Genre nicht besonders hoch her, es ist Kammerspiel, nicht Action. Ab und an wird einem das perfekte Plättchen weggeschnappt, man flucht kurz, feuerwassert die Kehle, macht das Beste aus dem, was man bekommen hat. Ich liebe es. (continue reading…)


Auf einen Caffè corretto mit … Dr. Eureka

DrEurekaCoverWenn das Spielmaterial aus Hubba-Bubba-Kugeln der Geschmacksrichtungen Tinky-Winky, Wodka-Wick Blau und Staudensellerie besteht, bin ich sofort Fan. Ich musste Dr. Eureka einfach ausprobieren. Und ich hatte meinen Spaß. Weil. Es. Witzig. Ist.

Wir sind Gehilfen im Labor des Dottores. Wir panschen in einer hangargroßen Halle unter den Schweizer Alpen neue Geschmacksverstärker für Convenience-Produkte. Dabei wollen wir uns beim Chef einschleimen, indem wir die vorgegebene Molekülmischmatrix am ehesten erfüllen. Dafür werden die Kugeln in drei Reagenzgläsern hin- und hergeschüttet, bis alles passt – notfalls wird das Gefäß einfach auf den Kopf gedreht. Der beste Moleküloge kommt aufs Cover der nächsten „Food and Chemical Toxicology“. Und wer will das nicht? (continue reading…)


Auf einen Caffè corretto mit … Schwupps

schwupps-coverMan muss Björn Pertoft in Schutz nehmen. Als er die Aufgabe bekam, Bohnanza zu malen, da konnte er den Bohno Sapiens schaffen, die Bohne der Schöpfung, Lieblichste aller Leguminosen. Aber wie malt man einen Schwupp? Laut Duden: Schwupp, der, plötzliche, ruckartige, rasche und kurze Bewegung. Was soll einem dazu einfallen? Leider sieht Schwupps auch ein wenig so aus.

Aber die Pöppelhelden sind kein Kunstverein und dies kein Forum für die Ästhetik kontemporären Gebrauchdesigns. Wir sind eine Gruppe zur Hege und Pflege der Gesellschaftsspielkultur und fürderhin ein Forum für den Fun-Faktor kontemporären Spieldesigns. Leider lässt sich festhalten, dass auch Michael Feldkötter nicht so recht etwas eingefallen ist. (continue reading…)


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