schwupps-coverMan muss Björn Pertoft in Schutz nehmen. Als er die Aufgabe bekam, Bohnanza zu malen, da konnte er den Bohno Sapiens schaffen, die Bohne der Schöpfung, Lieblichste aller Leguminosen. Aber wie malt man einen Schwupp? Laut Duden: Schwupp, der, plötzliche, ruckartige, rasche und kurze Bewegung. Was soll einem dazu einfallen? Leider sieht Schwupps auch ein wenig so aus.

Aber die Pöppelhelden sind kein Kunstverein und dies kein Forum für die Ästhetik kontemporären Gebrauchdesigns. Wir sind eine Gruppe zur Hege und Pflege der Gesellschaftsspielkultur und fürderhin ein Forum für den Fun-Faktor kontemporären Spieldesigns. Leider lässt sich festhalten, dass auch Michael Feldkötter nicht so recht etwas eingefallen ist.

Das Ziel: Ich will als Erster meine Zahlenkarten – im Spiel gibt es insgesamt 100 in fünf Farbtönen mit den Werten eins bis zehn – von meinem Nachziehstapel loswerden. Ich spiele dafür in meinem Zug so viele meiner vier Handkarten auf einen der vier Ablagestapel wie möglich. Was dort landen darf, gibt die Schwuppskarte vor. Liegt dort eine blaue Zehn nebst der Ordre du Schwuppsti „plus zwei“ oder „minus eins“ oder „gleiche Farbe“, spiele ich entweder eine rote Zwei (funktioniert also wie beim BuBu’schen Würfeldrehen), eine lila Neun oder eine blaue Drei. Ab und zu gelingt Großes, und zwar alle Handkarten loszuwerden, auch weil mit dem Ausspielen einer Ärgerkarte eine neue Schwuppskarte ins Spiel kommt (übrigens nie plötzlich, ruckartig oder rasch) und eine der beiden Schwuppsreihen verändert. Ja, da blitzt so etwas wie Reiz auf.

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Viel mehr kommt aber nicht. Gefühlt zu oft passiert es, dass ein Zwangsschwupps ohne Ärgerkarte nötig ist, wenn man so gar keine seiner Handkarten legen kann. Der Rest ist Hochbiedermeier. Und bei der Lektüre von Sätzen wie „Wird die letzte Karte vom Schwuppsstapel geschwuppst, mische die Karten der Schwuppsablage und lege sie als neuen Schwuppsstapel bereit“ wird mir fad. Nächstes Mal für mich lieber einen Schwips als noch mal Schwupps.

Schwupps von Michael Feldkötter, 2016 bei Amigo Spiel + Freizeit GmbH für 2 bis 5 Spieler ab 8 Jahren, illustriert von Björn Pertoft, Dauer: circa 20 Minuten, Preis: rund 10 Euro; Einstieg: leicht

In unserer Reihe Auf einen Caffè corretto mit … spielen André und Andreas in einer Frühstückspause pro Woche ein kleines Spiel für den Hunger zwischendurch. Dabei kommen nicht immer fundierte Bewertungen, sondern auch Beschreibungen von brutal subjektiven, aber deswegen vielleicht auch irgendwie korrekten Bauchgefühlen heraus. In der Vorwoche: Kampf um den Olymp.