kingdominoGeht‘s noch? Jetzt treffen sich die feinen Filous nur noch zu Filterkaffee und Feuerwasser? Und um das zu kaschieren, werden Pseudo-Partien Domino als Deko missbraucht? Was soll da als nächstes kommen: Shopping Queen. Das Würfelspiel? Sapperlot, diese narrischen Saupreißn, japanische!

Zu unserer Verteidigung: Es schmeckt halt so gut. Und es war K-I-N-G-domino. Typisch Lügenpresse! Kingdomino ist wirklich wunderbar. Und so richtig viel Domino ist es gar nicht.
Die Plättchen sind rechteckig und zeigen zwei Landschaften. Okay.
Beim Bauen muss eins der Gebiete passend angelegt werden. Okay.
Es gibt sechs Territorien-Arten. Okay.
Aber mehr zeigt der Vaterschaftstest nicht an.

Kingdomino hat einen großen Vorteil: Ich mag das Kontemplative von Legespielen. Ich genieße es, wenn ich beim Kataster-Klöppeln mein eigenes Königreich kreiere. Naturgemäß geht es in diesem Genre nicht besonders hoch her, es ist Kammerspiel, nicht Action. Ab und an wird einem das perfekte Plättchen weggeschnappt, man flucht kurz, feuerwassert die Kehle, macht das Beste aus dem, was man bekommen hat. Ich liebe es.

Kingdomino saugt seinen Reiz aus den kleinen Feinheiten. Weil wir aufgrund eines strengen Baugesetzbuches nur quadratische Liegenschaften formen dürfen – in unserem Fall in der zu zweit empfehlenswerten „Das-große-Duell“-Variante –, ist das richtige Setzen des Tanns, des Torfsodens, des Teiches nicht so belanglos, wie es scheinen mag. Wer gut spielen will, muss wach sein.

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Die Auswahl der Plättchen ist zudem klug gelöst. Die stärkeren mit den für die Wertungen so wichtigen Kronen liegen immer unten. Wer sie nimmt, kriegt die schickste Scholle. Gleichzeitig wird so die Spielerreihenfolge gelenkt. Wer also die suboptimalen Sektoren selektiert, ist in der nächsten Runde eher dran.

Cathala hat sich ein Spiel ausgedacht, das mit einem Minimum an Regeln auskommt, das trotzdem fesselt und mehr Tiefe offenbart, als man anfangs denkt. Das ist Einfachheit, die André und mich begeistert. Anspieltipp!

Kingdomino von Bruno Cathala, 2016 bei Blue Orange/Pegasus Spiele GmbH für 2 – 4 Spieler ab 8 Jahren, teilweise mit hinreißenden Miniaturen von Cyril Bouquet gezeichnet; Dauer: bis zu 30 Minuten; Preis: rund 20 Euro; Einstieg: leicht

In unserer Reihe Auf einen Caffè corretto mit … spielen André und Andreas in einer Frühstückspause ein kleines Spiel für den Hunger zwischendurch. Dabei kommen nicht immer fundierte Bewertungen, sondern auch Beschreibungen von brutal subjektiven, aber deswegen vielleicht auch irgendwie korrekten Bauchgefühlen heraus. Zuletzt: Dr. Eureka.