Hundsmühlen, im Juli. Ist es ein Flugzeug? Ist es ein Vogel? Nein, es ist – nun ja, irgendein seltsames Geknubbel mit fleckiger Haut, gelbem Umhang und rotem Stretch-Shirt. Das ist doch nicht etwa? Doch, doch! Es ist: Potato Man. Natürlich ist das Hallo bei den Pöppelhelden immer besonders groß, wenn neben elf Spielfreunden ein weiterer Superheld zu Gast ist. Deswegen gebührt die volle Aufmerksamkeit am Anfang des 64. Spieleabends von Pöppman, Pöppbin und The Green Meepleman ganz dem Kollegen aus dem Schurken-Bekämpfungs-Gewerk.
Wie jeder vernünftige Superheld hat natürlich auch Potato Man einen Erzfeind: Es ist der mit dem Sparschäler des Verderbens bewaffnete Evil Potato, ein in die Jahre gekommener Bösewicht mit sorgsam herangezüchteter Motorradrocker-Plautze, gewandet in einen schwarzen Latexüberwurf aus der SM-Ecke vom Tengelmann (übrigens von Victor „Cheesy Gonzola Man“ Boden sehr charmant in Szene gesetzt). Wenn Evil Potato auftaucht – was jetzt eher selten geworden ist -, hat er gegen Potato Man natürlich überhaupt keine Stiche.
Was für eine Überleitung: Potato Man von Günter „Minden Finding Man“ Burkhardt und Wolfgang „Riff Man“ Lehmann im Zoch-Verlag ist ein – Achtung: Kalauer! – Stichspiel. Mit einer negativen Bedienpflicht, wie Wieland es sehr schön erklärte. Denn: Eine Farbe darf nie doppelt ausliegen (außer im Spiel zu fünft, was bei nur vier Farben im Deck ein hilfreicher Regelkniff ist). Den Stich gewinnt, wer die höchste Zahl ausgespielt hat. Für den Gewinner gibt es zur Belohnung säckeweise Kartoffeln. Allerdings nur wenige, wenn man sich mit einer starken Farbe wie Rot, die bis zur 18 hochgeht, durchsetzt. Holt man den Stich, wenn man das eher schwächliche, nur bis zur 13 reichende Gelb gibt, rollen viele Säcke ins Kontor.
Weil Potato Mans Herz für die Schwachen und weniger Privilegierten schlägt, sind seine Homies im gelben Set. Er wird am besten dann ausgespielt, wenn Evil Potato auf einer der ganz starken, dicken roten Karten auftaucht, also auf Karten mit Zahlenwerten, mit denen eigentlich keine andere Farbe mithalten kann. Dann also sollte Potato Man gerufen werden, um den fiesen Möpp mit dem Schalenschneider ordentlich zu verkloppen, inklusive feuchtem Fuzzi. So gewinnt Potato Man und es gibt viele Kartoffeln. Am allermeisten bekommt übrigens, wer sich in einer Farbe durchsetzt, deren drei Belohnungskartoffelsackkarten bereits verteilt sind; wer in so einer Farbe einen Stich gewinnt, erhält besonders dicke güldene Kartüffeln von alchimistisch begabten Bauern.
Die Kartenhand wird so gut wie nie durchgespielt, denn eine Runde endet immer dann, wenn ein Spieler keine Farbe mehr hält, mit der er bedienen müsste. Uns gelingt es sogar, dass in einer Runde tatsächlich nicht einmal der erste Stich verteilt wird. Das ist lustig. Zumindest, wenn es ein Mal vorkommt. Die restlichen Runden laufen deutlich länger. Der erste Eindruck, den Potato Man macht, ist für uns alle sehr überzeugend, er darf gern wiederkommen. Das Spiel ist pfiffig und verlangt einem doch etwas an Entscheidungen ab – schreibt an dieser Stelle einer, der mit Stichspielen sonst so gar nicht warm wird. Und sehr treffend fasste den Spielreiz Udo „Huhni Man“ Bartsch in seinem auch nach fünf Jahren immer noch extrem lesenswerten Blog „Rezensionen für Millionen“ zusammen: „Potato Man besticht durch simple Regeln, quatschige Story und einer gelungenen Balance zwischen Leichtigkeit und Essenz.“
Der Bericht zum 64. offenen Spiele-Abend der Pöppelhelden geht demnächst an dieser Stelle weiter, denn The Green Meepleman ist ein fanatischer Hobbyangler.
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