Ach, schön ist es. Die Karten fühlen sich an, als wären sie ein Abfallprodukt der Hautpflegeforschung. Sie sehen so hübsch aus, dass man sie rahmen möchte. Doch wie das bei hinreißenden Erscheinungen manches Mal ist, offenbaren sie einen biestigen Charakter. So harmlos es klingt, ein prächtiges Arboretum anzulegen, damit wir zur Wertung unter Bäumen flanieren, so konsequent garstig darf den Gegnern nicht das Schwarze unter den Fingernägeln gegönnt werden.
Wem die Ästhetik über alles geht, legt einfach die schönsten Gattungen zu einem pittoresken Park aneinander. Im schlechtesten Fall ohne Plan oder statistisch schwer erfassbares Pech. Da jeder zu Beginn seines Zuges neun Karten auf der Hand hält, ist sinnvolle Gartenplanung durchaus möglich. Diese zeichnet sich dadurch aus, dass am Ende zwei Bäume einer Art durch vertikal und orthogonal miteinander verbundene Bäume jeglicher Couleur erlustwandelt werden können. Das geht aber nur, wenn zwischen Start und Ziel Karten mit aufsteigenden Werten – pro Art von eins bis acht – liegen.
Gewertet wird aber nur – und das ist der Punkt, an dem die Landschaftsgärtnerei luziferisch wird –, wenn der Wertungswillige am Spielende von dieser Spezies auch noch die Karten mit dem zusammengerechnet höchsten Wert auf der Hand hält. Ich pflanze also nicht nur an, sondern halte auch wertvolles Saatgut zurück. Was meine Gegner für die Art, in der ich gerade im Behufe bin, die ansehnlichste aller Alleen anzulegen, auch tun. Einfach nur, um den die süßesten Siegpunktfrüchte tragenden Ast mittels Laubsäge – ritzeratze – zu kupieren.
Da köchelt manchmal das Blut. Es soll ja Menschen geben, die Spaß daran haben. Aber nicht nur die sollten Arboretum spielen. Und wem es nicht gefällt: Einfach nur fühlen und „Ahhhh“ seufzen.
Wem ein authentisches Umfeld wichtig ist, dem sei – aus Oldenburger Sicht – eine Partie im Arboretum Wildeshausen empfohlen. Und wir wünschen uns aus landschafts- und sprachpflegerischen Gründen die beiden Erweiterungen Fruticetum und Pinetum.
Arboretum von Dan Cassar bei Abacusspiele für 1 bis 4 Spieler ab 8 Jahren, wunderschön in Szene gesetzt von Philippe Guérin und Chris Quilliams, Dauer: circa 30 Minuten, Preis: rund 12 Euro; Einstieg: mittel
In unserer neuen Reihe Auf einen Caffè corretto mit … spielen André und Andreas in einer Frühstückspause pro Woche ein kleines Spiel für den Hunger zwischendurch. Dabei kommen nicht immer fundierte Bewertungen, sondern auch Beschreibungen von brutal subjektiven, aber deswegen vielleicht auch irgendwie korrekten Bauchgefühlen heraus.
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