dreist_coverWahrscheinlich dient der Waschbär als Wappentier, weil er als frech, als unverschämt, kurz: als DREIst! gilt. Wobei dieses Spiel gar nicht so frech ist. Obwohl, halt mal, was steht da noch im Duden? „Recht ungeniert und ohne Hemmungen sich etwas herausnehmend.“ Passt doch. Wir wollen Karten herausnehmen. Aus der Auslage.

Gut, ganz eigentlich wollen wir unsere Karten als Erster loswerden. Um diesen Prozess zu beschleunigen, sind wir auf der Jagd nach Dreiern, Reihen-Dreiern und Spalten-Dreiern. Hihi. Ja, für ein schmales Schmunzeln reicht das. Das Spielmaterial ist beschriftet von 1 bis 8 in vier Farben. Die Zahlen müssen passend in ihre Spalten gelegt werden: Einser zu Einser, Staub zu Staub. Karten müssen sich beim Ausspielen zu ihren Artgenossen gesellen und immer Kontakt zur Basis halten. In einer Reihe müssen die direkten Nachbarn immer die gleiche Farbe zeigen. In Spalten gilt dies nicht.

Immer wenn drei Karten in einer Reihe liegen, darf man eine weitere von seinem Nachziehstapel auf die Hand nehmen. Gleiches gilt für einen Spalten-Dreier, wenn drei verschiedene Farben vorkommen. Zudem müssen die senkrecht liegenden Karten dann ohne Hemmungen herausgenommen werden. Und wenn ich alle meine Handkarten ablege, gibt es das „DREIste Geschenk“: zwei Karten von meinen Nachziehstapel auf den von André. Hihihi, schadenfreudiges Schmunzeln.

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Aber wirklich DREIst! geht es nie zu. Ob man gerade durch einen Spalten-Dreier Vorlagen für die Mitspieler abreißt oder sie ihnen erst eröffnet, weiß man auch nie. Ist Glück, wie mit den Kartenwerten auf der Hand. Am Ende gab es für uns nur Verlegenheitszüge – was dann wiederum Pech ist: Karte abwerfen, nachziehen, Karte abwerfen – bis der Erste leer gespielt war. Davor war es wie ein guter Sonntagnachmittag, nicht fordernd, nicht witzlos. Im Segment des Coffeetable-Amüsements bewegt sich DREIst! recht elegant. André findet, es habe das Zeug zum Klassiker à la 6 nimmt! Glaub ich nicht. Zum Aufstieg in höhere Gefilde ist es mir zu sACHT!

DREIst! von Janet Kneisel, 2016 beim Ravensburger Spieleverlag für 1 bis 4 Spieler ab 8 Jahren, illustriert von Martina Hillemann, Dauer: circa 20 Minuten, Preis: rund 8 Euro; Einstieg: leicht

In unserer Reihe Auf einen Caffè corretto mit … spielen André und Andreas in einer Frühstückspause pro Woche ein kleines Spiel für den Hunger zwischendurch. Dabei kommen nicht immer fundierte Bewertungen, sondern auch Beschreibungen von brutal subjektiven, aber deswegen vielleicht auch irgendwie korrekten Bauchgefühlen heraus. In der Vorwoche: Arboretum.